Schauen Sie sich mal den bis Ende der 1990er-Jahre reichenden Langfristchart der Biotechfirma Medigene aus dem Münchener Vorort Planegg an. Ein kurzer Blick genügt, um zu sehen, dass die Aktien damals den Hype des Neuen Marktes in vollen Zügen mitmachten, dabei kurzzeitig bis auf 500 Euro kletterten und damit ins Reich der Fantasten vorstießen. Was dann folgte und für die nächsten mehr als 20 Jahre anhielt ist ein einziges Trauerspiel: Niedergang, völliger Vertrauensverlust der Anleger und offensichtlich keinerlei Themen, die Anlass für eine Genesung bieten würden. Der aktuelle Aktienkurs von rund 2,90 Euro spricht Bände. Manche Aktien blühen regelrecht auf. Das Papier von Medigene vegetiert nur vor sich hin.
Da können der Firma, die vor langer Zeit mal in Genitalwarzen machte und sich heute an Immuntherapien versucht, auch vermeintlich gute Nachrichten aus der Managementetage nicht helfen: Zusammenarbeit mit Biontech, Neupositionierung, In-Vivo-Daten sowie Erkenntnisse aus klinischen Phase-1-Studien, Ausweitung des Patentschutzes, Poster-Präsentationen und Teilnahme an Investoren-Konferenzen. All das lockt niemanden hinter dem Ofen hervor, denn all diese Nachrichten sind nur von sehr untergeordneter Relevanz. Entscheidend wäre vielmehr, dass die Firma mal ein erfolgreiches Produkt auf den Markt bringt. Davon aber ist nichts zu sehen.
Entsprechend können auch die Geschäftszahlen nicht überzeugen. Obwohl das Unternehmen bereits seit mehr als zwei Dekaden existiert, lag der Umsatz 2021 mit 10,5 Millionen Euro im homöopathischen Bereich. Zudem stand diesem ein EBITDA-Verlust von -6,6 Millionen Euro gegenüber. Kein Wunder: Wo keine Produkte, da keine Umsätze und Gewinne.
Medigene ist eines dieser Biotechunternehmen, die seit sehr vielen Jahren in der Möglichkeitsform leben: Man arbeitet an angeblich aussichtsreichen Technologien und Produkten, nur: das Unternehmen liefert nicht. Und wer nicht liefert, dem trauen auch die Investoren irgendwann nicht mehr.