Seit Jahrzehnten ist die Wochenbrunner Alm auf der Südseite des Wilden Kaisers in Tirol Ausgangspunkt für Bergsteiger, die Touren in dem felsenreichen Gebirge unternehmen wollen. In der Selbstbeschreibung stellt sich die Wochenbrunn als „ein wunderschönes Naturresort“ dar.
Bislang war es nie ein Problem, am Abend vorher anzureisen, auf dem großflächigen Parkplatz im Auto oder Wohnmobil zu übernachten (wobei anständige Alpinisten stets ihren Müll wieder mitgenommen und auch sonst keine Hinweise auf ihre Anwesenheit hinterlassen haben – die anderen Schweine finden sich leider überall, auch unter Hotelgästen).
Damit ist es nun vorbei, ein weiteres Kleinod der Unbeschwertheit ist dahin. Bereits auf der Anfahrt warnen unübersehbare Schilder davor, bei der Wochenbrunner Alm im eigenen Fahrzeug zu übernachten. Wer das nicht glaubt, wird unvermittelt von einem Mann, der sich als Besitzer dieses Areals ausgibt und dessen Puls deutlich erhöht zu sein scheint, beehrt. Der rast, noch ehe man abends seinen Kleinbus richtig geparkt hat, mit seinem Wagen auf einen zu, kommt einen Meter vor dem eigenen Fahrzeug zum Stehen, springt heraus und brüllt mit verzerrtem Gesicht „Was willst Du denn hier? Willst Du übernachten? Das geht nicht, das ist verboten. Hau ab!“
Das klingt überzeugend und macht jegliche Widerrede überflüssig. Das „wunderschöne Naturresort“ hat offensichtlich einen cholerischen Besitzer. Der hätte es wohl lieber, dass man in einem seiner Ferienchalets mit der „besonderen Aura“ und deren „alpinen Charme“ absteigt. Tatsächlich hält sich der Charme des angeblichen Besitzers in Grenzen. Vielmehr ist er ein weiterer Beleg für die Tiroler Gastunfreundlichkeit (Euer Geld nehmen wir gerne, aber sonst schert´s Euch sonst wohin). Also, Motor starten, abhauen und keinen Euro dalassen. Und nächstes Mal gilt: Nicht nur die Wochenbrunner Alm meiden, sondern Tirol möglichst schnell durchfahren – südlich des Brenner gibt es auch schöne Berge!