„Her Money – Finanzfitness für Frauen” oder „Madame Moneypenny“, nennen sich zwei von mehreren Online-Ratgebern, die lediglich eine Hälfte der Bevölkerung, nämlich die weibliche, ansprechen. Männer haben auf diesen Seiten nichts zu suchen. Die Begründung für diese Segregation wird gleich mitgeliefert: „In Finanzfragen haben sich Frauen noch längst nicht emanzipiert.“ Aha. Zusätzlich packen die Verantwortlichen der Seiten Argumente aus der emanzipatorischen Mottenkiste aus: Frauen verdienen weniger und Frauen arbeiten kürzer, deshalb haben sie weniger Geld als Männer zur Verfügung. Ein Blick in die reale Unternehmenswelt würden der Her Money-Redaktion und Gründerin Anne E. Connelly zeigen, dass sie diesbezüglich im Vorgestern zuhause sind und die Erde sich weiter gedreht hat. Oder unterscheidet der ÖTV-Tarif etwa zwischen Frauen und Männern? Stuft die HR-Abteilung von Siemens Frauen für die gleiche Tätigkeit niedriger ein als Männer? Werden Lehrerinnen schlechter bezahlt als ihre männlichen Kollegen? Geschäftemacherinnen wie bei Her Money erzählen ganz oft einfach nur Blödsinn.
Madame Moneypennys Drohkulisse
Frau Moneypenny wiederum lässt uns wissen, dass sich viele Frauen „in finanzieller Abhängigkeit vom Partner“ befinden – „das ist gefährlich“! Klar, man muss erstmal eine Drohkulisse aufbauen, so unzutreffend sie auch sein mag, um darauf die Berechtigung für das eigene Tun zu begründen. Von ehelichem Zugewinn, der im Fall einer Scheidung 50:50 aufgeteilt wird und vom Ausgleich erworbener Rentenpunkte zwischen Mann und Frau hat Miss Moneypenny Natascha Wegelin offenbar noch nichts gehört – oder lässt es bewusst unter den Tisch fallen, um ihre eigene Argumentation nicht zu gefährden. Immerhin geht es ja um „femaleempowerment“ – als ob es keine Lagardes, Merkels, Baerbocks, Garijos (Merck KGaA) oder Jäkels (Gruner + Jahr) gäbe.
Beim Lesen der Seiten erfährt man außerdem, dass Frauen länger leben. Wie schön – Vorteil Frauen. Nein, ist es doch nicht, denn damit brauchen Frauen länger Geld als Männer. Vor allem aber: Frauen kümmern sich zu wenig um Geldthemen. Ergo muss man diese Themen den Frauen näher bringen – Männer haben das ganz offensichtlich nicht so nötig, denn jeder Mann hat ein gut gefülltes Konto und schaut jeden Tag mindestens dreimal in sein üppiges Wertpapierdepot mit den steil nach oben ziehenden Kurven.
Auf den Frauenseiten geht es um Altersvorsorge und Versicherungen, um Investitionen in Aktien, ETFs, Gold und Immobilien, oder um „Geld in der Familie“. Die Berater, die kontaktiert werden können, sind bei Her Money konsequenterweise allesamt Beraterinnen, also offenbar weiblichen Geschlechts (wie war das nochmal mit der Jobverteilung in unserer Gesellschaft?).
Gibt es weibliche ETFs?
Man könnte sich nun fragen, worin der Unterschied liegt, wenn eine Frau statt eines Mannes einen ETF, einen Fonds, Gold oder eine Immobilie kauft? Gibt es weibliche ETFs? Gibt es Finanzprodukte, die nichts für Männer sind? Und gibt es einen Unterschied in der Art, wie Frauen diese Produkte kaufen? Handeln sie etwa nicht online mit Hilfe eines digitalen Bankdepots? Gibt es da ein weibliches Geheimnis, von dem der Rest der Welt nichts weiß und das Männer nichts angeht? Gibt es Informationen zu bestimmten Finanzprodukten, die nur Frauen verstehen, nicht aber Männer? Und sind Fragen wie „Wie steht es um meine Finanzen?“ und „Wie ist meine Einstellung zu Geld und wie ändere ich sie?“ so komplex, dass nur Frauen etwas damit anfangen können?
Der gedankliche Ansatz von Her Money, Madame Moneypenny, Frag Fina, Finanzfachfrauen und wie die weiblichen Beratungswebseiten sonst so heißen, ist nicht nur das Ergebnis pseudofeministischer Schrägdenkerinnen, sondern hat auch stark rassistischen und gesellschaftlich spaltenden Charakter: Männer sind nicht gewünscht, werden draußen gehalten. Mit 50 Prozent der Gesellschaft wollen diese Innen nichts zu tun haben. Das ist mal ein richtig konstruktiver Beitrag für unser soziales Miteinander, beinahe wie der Spaziergang einiger Impfverweigerer.
Männer als Bedrohung
Als Mann sollte man sich besser hüten, solchen Frauen abends alleine auf der Straße zu begegnen. Wahrscheinlich wittern sie in jedem Menschen mit Penis eine akute Bedrohung und stellen entweder auf Attacke um oder erstatten Anzeige. Manchmal erstatten solche Frauen ja auch erst nach Jahren Anzeige, weil ihnen verspätet einfällt, dass sie mal belästigt worden sein könnten. Im Übrigen möchte man sich nicht wirklich mit der Frage beschäftigen, wie der männerfeindliche Alltag neben diesen Gewächsen aussehen muss.
Schön wäre, wenn die Her-Money-Macherinnen wenigstens korrektes Deutsch könnten. Die Überschrift „Was du wissen solltest, wenn du ein Finanzprodukt erwerbst“, lässt jedenfalls nicht nur an den sprachlichen Fähigkeiten der Frauen zweifeln, sondern zeigt zudem, dass diese vermeintlichen Finanzberaterinnen mit ziemlich kaltem Wasser kochen: Große Klappe, nichts dahinter.