Der CSU-Totalschaden

Natürlich kann man die von Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) seit Jahren heftig vorangetriebene und von seinem Vorgänger Alexander Dobrindt initiierte (ebenfalls CSU) Pkw-Maut auf deutschen Autobahnen als Diskriminierung ausländischer Autofahrer sehen. Immerhin hätten nur Ausländer für die Straßenbenutzung gezahlt, Deutsche hätten über eine Absenkung der Kfz-Steuer finanziell mehr oder weniger neutral gestellt werden sollen.

Die Gefahr, dass am Ende so geurteilt würde, wie nun durch den Europäischen Gerichtshof geurteilt worden ist, war von Anfang an da und klar sichtbar. Nur die Herren Dobrindt und Scheuer haben stets so getan, als sei die Maut so gut wie gesetzt und völlig EU-konform.

Man fragt sich, wie weit beziehungsweise kurz der Sachverstand von Dobrindt, Scheuer und ihren Beratern eigentlich reicht? Ist der so schütter wie das Haar von Dobrindt? Offensichtlich fällt er ihnen gerade auf die Füße. Man fragt sich auch, warum nicht eine Maut eingeführt wird, so simpel und klar wie in der Schweiz oder in Österreich: Plakette auf die Scheibe, alle zahlen.  Der administrative Aufwand hielte sich in Grenzen, es flössen sofort Einnahmen. Und die Kfz-Steuer hätte man mit einigem zeitlichen Abstand trotzdem absenken können. Nur die beiden Themen von Beginn an miteinander zu verbinden, ist in hohem Maße dilettantisch gewesen.

Für den Steuerzahler sind bereits massive Kosten durch das CSU-Nebelprojekt entstanden. Sogar eine Gesellschaft zur Umsetzung der Maut wurde bereits gegründet – das Bundesverkehrsministerium hatte dem Ticketverkäufer CTS Eventim und seinem österreichischen Partner Kapsch TrafficCom einen zwei Milliarden Euro schweren Auftrag zum Verkauf der Maut-Vignetten erteilt. Die dürften nun Schadenersatz fordern.

Wer kommt für den finanziellen Schaden auf? Dobrindt? Scheuer? Ein Unternehmensmanager, der offensichtlich und wider besseres Wissen Mist baut, haftet in solchen Fällen persönlich. Gleiches sollte auch für Minister gelten – in Kombination mit der sofortigen Entlassung wegen Unfähigkeit.

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„Me Too“-Hysterie in der Süddeutschen Zeitung

Die Süddeutsche Zeitung veröffentlichte in ihrer Ausgabe vom 15./16. Juni 2019 ein Foto, das nach Ansicht der Autorin sexistische Werbung zeigt:

Interview Interview

Dazu führte die Autorin folgendes Interview:

„Wenn Frauen lachen, da gibt’s nichts Schöneres“

Was tun bei sexistischer Werbung? Wir haben bei Sägewerksbesitzer Rüdisühli angerufen, der gerade mit einem Plakat für „Holz vor der Hütte“ wirbt, und gefragt: Was haben Sie sich dabei gedacht?

Interview von Tanja Rest

Parallelwelten im „Me Too“-Zeitalter: Während sich in der einen Wirklichkeit eine feministisch hoch sensibilisierte Gruppe die Köpfe zerbricht über die Frage, ob man Frauen noch in den Mantel helfen darf, Quoten für die Besetzung von Führungsjobs braucht und das Binnen-I verpflichtend einführen sollte, fungieren in der anderen Wirklichkeit Frauen noch als freizügige Postergirls, mit denen man zum Beispiel Holz verkaufen kann. Ein Anruf bei Rodolfo Rüdisühli, der im Schweizer Grenzort Martina ein Sägewerk betreibt.

SZ: Herr Rüdisühli, eine Kollegin kam bei einer Radtour nach Meran kürzlich an Ihrem Plakat vorbei und hat mir ein Foto davon geschickt. Sie wissen, von welchem Plakat die Rede ist?

Rodolfo Rüdisühli: Jaja, ich kenn das schon.

Auf dem Plakat sieht man vier auf dem Bauch liegende Frauen im tief ausgeschnittenen Dirndl, der Busen quillt einem praktisch entgegen. Über den Frauen steht: „Wir haben Holz vor der Hütte.“ Drunter: „… greifen Sie zu!“

Ja.

Finden Sie das Plakat gelungen?

Wenn ich’s nicht gelungen fände, hätte ich’s nicht gemacht.

Worauf genau bezieht sich das „Greifen Sie zu“?

Ja gut, wir sind ein Sägewerk, und auf dem Plakat ist Holz zu sehen.

Weil das nämlich nicht ganz klar wird, dass das Holz gemeint ist. Verstehen Sie, was ich meine?

Jaja.

Was haben Brüste mit Holz zu tun?

Das sind ja keine Brüste, sondern das sind Frauen, die lachen. Die haben ein Dirndl an und sind gut gekleidet.

Man guckt ihnen aber direkt in den Ausschnitt.

Ja, wenn man das will, schon. Man kann aber auch aufs Holz schauen.

Sie können sich aber schon vorstellen, warum ich anrufe?

Bis jetzt hab ich nur positive Reaktionen bekommen.

Es hat sich noch niemand beschwert?

Nein, nein, überhaupt nicht.

Kennen Sie die vier Frauen auf dem Plakat?

Ja, die kenne ich alle persönlich, das sind Kolleginnen von mir. Also die arbeiten nicht bei mir im Sägewerk, aber ich kenne sie privat.

Und die haben da gerne mitgemacht?

Die haben mir das offeriert.

Das Motiv war deren Idee?

Ich habe gesagt: Das wär doch eine Werbung. Und dann haben sie gesagt: Ja. Also die haben gerne mitgemacht.

Und der Spruch „Holz vor der Hütte“, das war auch Ihre Idee?

Ich meine, wir sind ein Sägewerk. Ein Sägewerk hat Holz vor der Hütte.

Und offenbar auch Brüste.

Also das Dirndl, wenn das nicht okay ist, dann versteh ich das Ganze nicht. Die Frauen sind richtig anständig gekleidet.

Es gibt seit einiger Zeit eine weltweite Debatte unter dem Stichwort „Me Too“, haben Sie von der mal gehört?

Nein, hab ich noch nicht.

Bei der Debatte geht es um sexuelle Übergriffe auf Frauen, aber auch um alltäglichen Sexismus. Zum Beispiel um sexistische Darstellung von Frauen in der Öffentlichkeit. Zum Beispiel auf Ihrem Plakat.

Von mir dazu kein Kommentar.

Herr Rüdisühli, haben Sie Familie?

Jaja.

Vielleicht auch eine Tochter?

Ist ja egal, eigentlich.

Sagen wir, eine der vier Frauen über dem „… greifen Sie zu!“ wäre Ihre Tochter, wäre Ihnen wohl dabei?

Es geht ja ums Holz und nicht um die Mädchen.

Warum sind sie dann drauf?

Weil wenn ich Holz draufmache, dann schaut niemand hin.

Ach so.

Es geht um das Lachen der Frauen.

Komisch. Mir kommt es so vor, als ginge es eher um die Brüste.

Ich schau doch nicht auf die Brüste.

Sie hätten die Frauen auch hinstellen können.

Und dann sieht man die Beine, ist das besser?

Das wäre schon etwas besser, ja.

Also, ihr Deutsche habt irgendein Problem mit dem Theater.

Sie finden, wir Deutsche stellen uns an?

Ja, das denke ich schon. Ihr schaut das anders an als wir. Wenn Frauen lachen, da gibt’s ja nichts Schöneres, oder? Wieso macht ihr ein Oktoberfest, sagen Sie das mal, wieso macht ihr das?

Gegen lachende Frauen im Dirndl hat keiner was. Aber lachende Frauen im Dirndl, denen man zwischen die Brüste fotografiert hat, um dann Holz zu verkaufen, das ist sexistisch.

Man sieht doch keine Brüste! Man sieht vielleicht das Dekolleté.

Noch mal die Frage: Wenn Ihre Tochter da liegen würde, das wäre in Ordnung?

Wieso sollte sie nicht mitmachen? Ja sicher, da sehe ich kein Problem. Wenn meine Frau ein bisschen jünger wäre, hätte ich sie auch noch draufgestellt.

Aber nur, wenn sie jünger wäre.

Also es muss ja auch noch gut aussehen.

Halten wir fest: Sie finden das Plakat gelungen, Beschwerden gab es nicht, die Frauen haben gerne mitgemacht, und darum bleibt das Plakat, wo es ist.

So ist es.

Wenn ich Ihnen jetzt mitteile: Mich als Frau stört es – was sagen Sie dazu?

Was soll ich dazu sagen? Das ist dann halt Ihre Meinung.

 

Darauf ein Schreiben von Blog-Betreiber Thorsten Schüller an die Autorin des Interviews, Tanja Rest: 

Sehr geehrte Frau Rest,

mit Interesse habe ich, Mann, Ihren Beitrag über das angeblich frauenverstörende Werbeplakat eines Schweizer Sägewerkbetreibers gelesen. Trotz Ihres nachhaltigen Versuchs, dem Interviewten eine frauenverachtende und sexistische Haltung zu unterstellen, muss ich Ihrem Gesprächspartner Recht geben: Hier ist kein Busen zu sehen! Hier sind züchtig angezogene Frauen zu sehen. Gut, man hätte ihnen noch einen Pullover oder eine Jacke verpassen können, damit sie dem modernen und züchtigen Zeitgeist, den Sie in Ihrem Beitrag predigen, entsprechen.

Natürlich ist das Plakat in Bild und Wort simpel gemacht, und versucht es mit einem uralten Trick: Wenn schon das Produkt (Holz) nicht zieht, dann vielleicht eine (vier) attraktive Frauen. Das ist nicht sehr intelligent, aber vielleicht funktioniert es. Hier liegt aber keine knackige Nackte quer vor dem Holzstapel, sondern wir sehen züchtig gekleidete und lächelnde Frauen. Auch in diesem Punkt (Lachen) hat Ihr Gesprächspartner recht.

Liebe Frau Rest: Man kann die „Me Too“-Debatte auch hysterisch bis zum Exzess betreiben. Die meisten Frauen, die ich kenne, schätzen es, wenn man ihnen Komplimente wegen Ihres Aussehens macht. Ich sehe täglich Dutzende von Frauen, die aus freien Stück und bewusst in kurzen Rücken, tiefen Ausschnitten und mit langen Beinen herumlaufen. Ich gestehe: ich schaue diese Frauen gerne an (wahrscheinlich ist das anzüglich, ich sollte ein schlechtes Gewissen haben). Ich habe auch den Eindruck, viele Frauen schätzen es, wenn man sie aufgrund ihrer Attraktivität betrachtet (ohne gleich über sie herzufallen).

„Me Too“ (eine Bewegung, die darauf zurückgeht, dass Frauen nach 20 Jahren einfällt, dass sie sexuell belästigt worden sind) hat etwas bewirkt: Im Berufsalltag betrachte ich Frauen mittlerweile nur noch als sächliche Wesen. Jegliche Kommunikation mit dem weiblichen Geschlecht ist auf das Sachliche beschränkt. Man(n) will sich nichts, überhaupt nichts, nachsagen lassen. Zudem muss man(n) heutzutage mit jeder Formulierung vorsichtig sein, das geben schon die Ethik-Kodizes der Unternehmen vor. Will man frei und von der Leber weg reden, sollte man mit Männern reden! Glückwunsch zu dieser politisch korrekten Entwicklung.

Übrigens: Würde ich mich aufregen, wenn ein nackter Mann auf dem von Ihnen gezeigten Plakat zu sehen wäre? Es wäre mir egal. Und: Gehen Sie mal in das Cafe Winklstüberl am Fuße des Breitensteins: Wenn sie dort Kaffee und Kuchen bestellen, blicken sie als Mann ungefragt und zwangsweise tief auf den hochgezurrten und weitgehend offenen Busen von Mittfünfziger-Frauen. Darauf würde ich dann doch gerne verzichten.

Mit freundlichen Grüßen

Thorsten Schüller

Nachtrag: 

Bei längerem Nachdenken über den Beitrag von Frau Rest wird immer klarer, was im Kern hier nicht stimmt: Es ist die journalistische Form, aus der die Autorin hinaus fällt. Jegliche Objektivität wird hier von ihr fallen gelassen. Sie überfällt ihren Interviewpartner mit einer vorgefertigten Meinung, zwingt ihn in die Ecke und geht auf seine Ausführungen nicht ein.  Vielmehr versucht sie krampfhaft, ihn mit ihrer Meinung des Bildes ein schlechtes Gewissen einzureden. Fast könnte man den Eindruck haben, sie arbeitet ein persönliches Erlebnis auf.

Und noch eines: Frau Rest benutzt den Begriff „Me Too“. Sie tut es verzerrt. Denn „Me Too“ bezeichnet im Kern den sexualisierten Machtmissbrauch von Männern gegenüber Frauen.  „Me Too“ meint nicht alltäglichen Sexismus.

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Oh Bahn, oh Wahn

Wie schafft man es, als eigentlich bahnfreundlich eingestellter Mitbürger, an der Bahn zu zweifeln? Indem man Bahn fährt. Je öfter man fährt, desto mehr zweifelt man. Die Zweifel steigern sich zur Verzweiflung, die Verzweiflung zur Wut. Weil man den Eindruck hat, dass das Unternehmen (die Unternehmen) es nicht nur nicht kann, sondern ihre Kunden systematisch für dumm verkauft. Um es drastisch zu formulieren: Die Bahn, und hier ist auch die S-Bahn München gemeint, verarscht einen nicht nur einmal. Diese Organisationen schaffen das Kunststück, ihre Kunden innerhalb kurzer Zeit gleich mehrfach zu verarschen.

Beispiel 1:
S-Bahnhof Grafing Stadt: Wir wollen nach München. Es gibt stündlich eine Regionalbahn, die Grafing Stadt um xy:44 Uhr verlässt. Kurz darauf soll sie in Grafing Bahnhof ankommen, nicht einmal zwei Kilometer entfernt, wo der Fahrgast dann in den Meridian um xy:51 Uhr nach München umsteigen kann.
Das Problem: In geschätzt 50 Prozent der Fälle kommt die Regionalbahn in Grafing Stadt einige Minuten, manchmal auch zehn Minuten, zu spät an. Das heißt, der Anschlusszug in Grafing Bahnhof ist damit weg. Das macht man einmal, zweimal, fünfmal. Irgendwann hat man den Glauben an die Verlässlichkeit der Regionalbahn verloren und man fragt sich, wieso die Bahn überhaupt einen Fahrplan eingeführt hat, wenn sie ihn nicht einhält? Leute, dann lasst die Regionalbahn doch irgendwann kommen, nach dem Zufallsprinzip, aber suggeriert nicht eine Anschlussverbindung, die es de facto nicht gibt. Übrigens: Jeder halbwegs mitdenkende Mensch in Grafing, der den Meridian in Grafing Bahnhof erwischen will, fährt mittlerweile mit dem Rad oder mit dem Auto direkt dorthin und verlässt sich nicht auf die Regionalbahn.

Beispiel 2:
Grafing Bahnhof. Wir sind mit dem Radl angereist und wollen auf Gleis 3 den Meridian um xy:51 Uhr nach München nehmen. Es wäre wichtig, wir haben einen Termin. Die elektronische Zuganzeige verkündet, dass es aufgrund von technischen Probleme zu Fehlern bei der Wagenstandsanzeige kommen könne, aber das tangiert uns eigentlich nicht. Immerhin ist der Meridian pünktlich angekündigt. Am selben Bahnsteig gegenüber wartet auf Gleis 2 eine S-Bahn, die einige Minuten vor dem Meridian nach München und dann weiter nach Tutzing fahren wird. Doch der Meridian ist schneller, denn er hält unterwegs nicht. Im Übrigen droht keine Gefahr, denn es gibt keine Durchsage, die eine Anormalität im Fahrplanverlauf andeuten würde.
Die S-Bahn fährt ab. Kurz danach schaltet die elektronische Zuganzeige um und verkündet, dass der nächste Meridian in 59 Minuten nach München fahren wird. Etwa 50 wartende Personen hat die Bahn in diesem Moment als Freunde verloren. Die fragen sich, wieso es die Bahn nicht fertig bringt, ihre Kunden im digitalen Zeitalter wenigstens korrekt zu informieren, wenn sie es schon nicht schafft, ihre Züge nach Fahrplan fahren zu lassen?
50 Personen strömen daraufhin durch die Unterführung in Richtung Gleis 1, weil dort in etwa 20 Minuten die nächste S-Bahn nach München abfahren soll. Der Lautsprecher schweigt. Irgendwann, so nach 15 Minuten, fährt auf Gleis 2 eine aus München kommende S-Bahn ein, die die Sicht auf Gleis 3 nimmt, wo üblicherweise der Meridian verkehrt. Plötzlich Hektik auf dem Bahnsteig: Still und heimlich scheint auf Gleis 3 der Meridian nach München eingefahren zu sein, der eigentlich 58 Minuten zu spät angekündigt war, nun aber nach etwa 20 Minuten kommentarlos und wie aus dem Nichts auftaucht. Eine Lautsprecherdurchsage dazu gab es jedenfalls nicht. Bahnfahren in Grafing Bahnhof ist Bahnfahren nach Beobachten und Gefühl. 50 Menschen stürzen sich die Treppe hinunter, rennen durch den Untergrund, stürzen drüben wieder rauf. Manche schaffen den Geister-Meridian, manche nicht. Aber alle fühlen sich gleich zweifach von dem Unternehmen Bahn durch den Kakao gezogen. Es gäbe eine drastischere Wortwahl, aber die haben wir teilweise schon verbraucht.

Beispiel 3:
Eine S-Bahn der neuen Generation auf dem Weg nach München. Die Fahrgäste werden per digitalem Screen begrüßt, mit den Annehmlichkeiten des Zuges vertraut gemacht und in die aktuelle Nachrichtenlage eingeführt. Es werden auch die folgenden Stationen angekündigt. Allerdings wird nicht mitgeteilt, an welcher Station die S-Bahn sich gerade befindet, was drei ältere Damen im Abteil in Unruhe versetzt. Im Übrigen wird den Fahrgästen mitgeteilt, dass die S-Bahn durch die sogenannte Stammstrecke unter München fahren werde mit Halt an allen Stationen. Das wiederum ist eine glatte Fehlinformation, denn es ist Wochenende, und an diesem Wochenende ist die Stammstrecke wegen Bauarbeiten komplett gesperrt. Da spielt es eigentlich keine große Rolle, dass auch die angezeigte Uhrzeit um eine Stunde hinterher hinkt. Man fragt sich: Was für Dilettanten arbeiten bei der S-Bahn in der IT?

Beispiel 4:
Poing, morgens um 8:54 Uhr. Um 9:00 Uhr soll eine S-Bahn nach München fahren. Was für ein Glück, dass wir etwas früher dran sind, denn die S-Bahn fährt bereits jetzt ein. Etwa 15 Minuten später steigen wir in Berg am Laim um in die S-Bahn Richtung Ebersberg. Die soll um 9:22 Uhr abfahren. Eine Stimme verkündet über Lautsprecher, dass die S-Bahn nach Ebersberg fünf Minuten später kommen werde. Tatsächlich kommt sie vier Minuten früher. Wir fassen das mal als positives Ereignis auf, zweifeln andererseits aber wieder an der Fähigkeit des Unternehmens, korrekt zu kommunizieren, wann deren Züge wo ankommen und abfahren. Wissen die nicht, wo sich ihr Zugmaterial gerade befindet? Wieso können Fluggesellschaften auf die Minute genau beim Abflug in Frankfurt die Ankunft in Lissabon, New York oder Teheran vorhersagen, nicht aber die Münchener S-Bahn die exakte Ankunft ihrer Züge? Selbst Google weiß ständig, wo ich mich befinde? Irrlichtern die Waggons der S-Bahn irgendwo im Netz herum? Haben die keine Computer? Da könnte man schon in Sorge geraten!

Beispiel 5:
Wir haben einen Termin in Tübingen. Einen wirklich wichtigen Termin. Vier Personen warten ab 12 Uhr auf uns. Wir könnten mit dem Auto von Grafing nach Tübingen fahren, aber wir wollen die Umwelt schonen und außerdem die Zugfahrt zum Arbeiten nutzen. Zudem haben wir ausreichend Zeitpuffer eingeplant – wir werden Tübingen Hauptbahnhof gegen 10:45 Uhr erreichen. Selbst wenn bei der Anreise etwas schief läuft, sollte das mit dem Puffer auszugleichen sein.
Der Start in Grafing Stadt verläuft schlecht. Die S-Bahn um 6:47 Uhr nach München kommt nicht. Es gibt auch keine Durchsage. Es gibt gar nichts. Wenn es eine Durchsage gegeben hätte, wären wir mit dem Fahrrad nach Grafing Bahnhof gefahren, um um 6:51 Uhr den Meridian zu nehmen. Aber wer nichts weiß, der kann nicht handeln. Wir scannen das Smartphone. Das sagt etwas von Polizeieinsatz auf der Stammstrecke und Verzögerungen sowie Zugausfällen bei allen S-Bahn-Linien. Die Stammstrecke ist die Achillesferse der Münchener S-Bahn. Wenn da etwas stockt, stockt es überall. Und es stockt dort oft. Meist ist die Begründung „Signal-, Weichen- oder Stellwerkstörung“.
München setzt auf die große, teure Lösung. München baut eine zweite Stammstrecke, einige hundert Meter neben der existierenden Trasse. Die kostet ein Vermögen und soll irgendwann fertig werden. Es gäbe eine einfache, schnelle Lösung. Vom Ostbahnhof führt eine zweigleisige Bahnstrecke südlich um die Innenstadt herum und trifft westlich des Hauptbahnhofs wieder auf das zentrale Gleisnetz. Man könnte diese Gleislinie verstärken und dort S-Bahnen fahren lassen. Aber das wollen die Münchener irgendwie nicht.
Um 7:07 Uhr kommt eine Regionalbahn in Grafing Stadt an, die über den Ostbahnhof zum Hauptbahnhof fährt. Das ist einerseits gut, weil wir damit die gesperrte Münchener Stammstrecke umfahren, das ist andererseits zu spät, um den ICE nach Stuttgart zu erreichen. Am Ostbahnhof steht am Gleis gegenüber ein IC, der über Stuttgart nach Karlsruhe will – das würde passen, nur können wir auf die Schnelle nicht recherchieren, wann der abfährt, und ob der über den Hauptbahnhof fährt.
München Hauptbahnhof. 7:30 Uhr. Der ICE ist weg. Auf die Frage nach der schnellsten Möglichkeit nach Tübingen nennt die Dame von der Auskunft eine Verbindung, die um 12.12 Uhr ankommt. Das ist zu spät, geben wir zu bedenken. Da muss es doch etwas Schnelleres geben. Die schnellste Verbindung nach Tübingen ist die um 12.12 Uhr, sagt die Frau nach erneutem Blick auf ihren Bildschirm. Soll ich Ihnen das ausdrucken?
Per Smartphone gehen wir auf Recherche. Unser ICE kommt um 9:47 Uhr in Ulm an. Um 9:54 Uhr fährt dort ein Regionalexpress nach Plochingen ab, Ankunft Plochingen um 10.41 Uhr. Um 10:44 Uhr fährt von dort ein Regionalexpress nach Tübingen, Ankunft 11:23 Uhr. Zugegeben, das sind knappe Umsteigezeiten. Aber das weist der Fahrplan der Deutschen Bahn aus. Wenn sie den also einhält, sollte diese Verbindung möglich sein. Und überhaupt: Wieso hat man diese Auskunft nicht von der DB-Auskunftsdame am Münchener Hauptbahnhof erhalten, die wir immerhin explizit nach der „schnellsten Verbindung“ nach Tübingen gefragt haben? Wie, bitteschön, sind deren Computer programmiert?
Der ICE fährt nahezu pünktlich um 9:49 Uhr in Ulm ein. Wir haben fünf Minuten zum Umsteigen. Der Regionalexpress nach Plochingen steht abfahrbereit. Doch er fährt nicht ab. Er fährt wegen „Gleis vor uns ist belegt“ etwa fünf Minuten später als vorgesehen ab. Das ist schlecht, denn unsere Umsteigezeit in Plochingen beträgt drei Minuten. Zudem fährt der Regionalexpress mit einer Gemütlichkeit durch die schwäbischen Lande, dass man den Eindruck gewinnt, auf jedem Kilometer Strecke eine weitere halbe Minute an fahrplanmäßiger Zeit zu verlieren. Als irgendwann der Schaffner vorbeikommt und wir ihn darauf ansprechen, dass wir dringend in Plochingen den Anschluss erwischen müssen, sagt er, das treffe für mehrere andere Fahrgäste auch zu. Er habe schon telefoniert, aber bisher keine Bestätigung erhalten. Wir bitten nachdrücklich, er möge nochmal nachfragen, was der gute Mann mit der Bemerkung „Sie verzweifeln wohl gerade an der Deutschen Bahn“ dann auch tun will. Nur leider nimmt am anderen Ende der Leitung minutenlang niemand ab.
Kurz vor Plochingen erwischt er dann einen Verantwortlichen, der sich aber auf den Fahrplan und ein anderes Problem beruft und daher nicht garantieren könne, den Tübinger Zug warten zu lassen. Wir sehen unseren Termin – vier Leute warten, es geht um unsere Zukunft – davongleiten. Dann ruft der Zugbegleiter den Lokführer des Tübinger Zuges an. Woher auch immer er dessen Handynummer hat. Der Lokführer des Tübinger Zuges sagt, er habe mehrere Minuten Verspätung, also alles kein Problem. Ist das nicht irre? Die Deutsche Bahn funktioniert letztlich, weil das ganze System Verspätung hat.
Einige Stunden später. Rückfahrt von Tübingen nach Grafing. Kein Termin wartet, aber es wäre trotzdem prima, abends gegen 21 Uhr zuhause anzukommen. Der Zug von Tübingen nach Plochingen bummelt dahin. Am Ende hat er acht Minuten Verspätung. Sechs Minuten hätten wir zum Umsteigen gebraucht. Als wir in Plochingen einfahren, fährt der IC nach München gerade aus. Oh Deutsche Bahn. Möge der Herr Dir einen Fahrplan geben, der Gültigkeit habe auf Immer und Ewigkeit, und solltest Du dagegen verstoßen, mögest Du vielleicht nicht verdammt sein, aber so solltest du werden eine Tochtergesellschaft des Flughafens Berlin Brandenburg. Ihr wärt ein tolles Paar.

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Trump, völlig gagaistisch

Um die angespannte Lage zwischen den USA und Iran zu beruhigen, müsse Teheran vor allem eines tun: Keine Atombomben bauen, sagt Donald Trump, ein Mann mit ausgeprägtem Ego und geringer Expertise, Wohnsitz Weißes Haus, Washington.

Da kann man nur noch fragen: Sind bei Trump nun auch die letzten Tassen aus dem Schrank gefallen? Genau das – nämlich die Verhinderung von Atombomben – hat doch das Atomabkommen zum Zweck gehabt, dass Trumps Vorgänger Barack Obama mit der Teheraner Regierung geschlossen hatte. Zur Erinnerung: Dieses Abkommen hat Herr Trump im Mai 2018, also vor einem Jahr, einseitig aufgekündigt. Nun also beschwert er sich, dass die iranische Regierung – nachdem sie sich ein Jahr lang in dieser Frage ruhig verhalten hat – ankündigt, sich ihrerseits nicht mehr an Teile des Abkommens gebunden zu fühlen. Eine Absicht zum Bau einer Atombombe ist damit übrigens nicht verbunden.

Man konnte bisher schon an Trump zweifeln. Mittlerweile kann man nur noch verzweifeln und hoffen, dass bei einer derart infantilen und gagaistischen Argumentation der natürliche Alterungsprozess das Kapitel „Trump“ bald beendet, wenn schon die US-Amerikaner selbst nicht in der Lage sind, ihn aus dem Amt zu jagen.

P.S.: Wieso eigentlich sollen die Iraner nicht das Recht haben, eine Atombombe zu bauen? Die Amerikaner haben Sie doch auch, genauso wie die Russen, Pakistaner, Inder…

 

 

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Huml sagt, Huml unterstreicht, Huml fügt hinzu

Die bayerische Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) hat eine emsige Presseabteilung. Nahezu täglich – auch an Sonn- und Feiertagen – verkündet diese die Großtaten der Ministerin: Huml wirbt für Pflegeberufe, Huml eröffnet eine Messe, Huml verstärkt den Kampf gegen Krebs, Huml tut Gutes für Hebammen.

Die Meldungen sind wie konzentrische Kreise. Sie drehen sich allein um die Ministerin. Die hat dabei stets Wichtiges zu sagen, was sich in einer langen Aneinanderreihung wörtlicher Rede zeigt: „Der Pflegeberuf bietet viele Entwicklungs- und Aufstiegsmöglichkeiten.“ „Der Kampf gegen Krebs wird verstärkt.“ „Es ist sehr wichtig, Diabetes rechtzeitig zu erkennen und zu behandeln.“ Oder: „Mein Ziel ist es, dass es in Bayern auch künftig eine gute und möglichst wohnortnahe medizinische Versorgung gibt.“

Damit die Zitat-Versatzstücke nicht orientierungslos im Raum hängen, hat sich die Pressestelle eine Reihe von Überleitungen einfallen lassen, die sie offenbar nach dem Zufallsprinzip immer wieder den Humlschen Aussagen voranstellt: Huml wirbt,  Huml unterstreicht, die Ministerin verweist, die Ministerin fügt hinzu, die Ministerin betont. Und dann fügt Huml nochmal etwas hinzu.

So zubereitet entstehen wahre Kunststücke inhaltsschwerer und elegant formulierter Presseprosa. Der bayerischen Medienwelt würde etwas fehlen, gäbe es diese Texte nicht. Darum freuen wir uns auch morgen wieder auf das Neueste aus dem Leben der Ministerin.

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Mailflut von Ryanair

Ein Flug mit Ryanair ist billig. Memmingen – Edinburgh kostet 42 Euro, der Rückflug 7,99 Euro. Das ist so billig, dass es nicht kostendeckend sein kann. Gut, die Preispolitik macht Ryanair. Wir wissen dass sie ihr Personal schlecht bezahlen. Billige Flüge vertragen sich nicht mit angemessenen Gehältern. Es ist auch nicht umweltfreundlich, einfach mal so nach Edinburgh zu fliegen. Aber es ist billiger, mit Ryanair nach Edinburgh zu fliegen als mit der Bahn von Bayern nach Rügen zu fahren. Das ist das Problem mit der Bahn – sie hat immer noch nicht verstanden, dass sie Preise anbieten muss, die attraktiv sind.

Wer mit Ryanair billig wegfliegt, bezahlt damit, dass er mit Mails der Gesellschaft überflutet wird: „Important information regarding our seating policy. If you do not reserve a seat, one will be randomly allocated to you. Check out our live seat map below“.

Klar, Ryanair will mit zusätzlichen sogenannten Services zusätzliche Einnahmen generieren. Wer also am Fenster oder zusammen sitzen will, zahlt dafür zwischen vier und neun Euro pro Sitz und Strecke.

Das gleiche gilt für das Gepäck: „Important notice regarding our Cabin Bags Policy“, heißt es mehrere Tage vor dem Abflug: „Your cabin bag allowance for your trip to Edinburgh. One Small Bag. All passengers on your booking can bring one small personal bag on board (max 40cm x 20cm x 25cm) that must fit under the seat in front of them.“ Und dann noch die Warnung: „Please note: If they bring a wheelie bag to the gate or if their small bag is too big to fit in the bag sizer, they’ll be charged a fee of €25.“

Hmh, Ryanair baut da eine Drohkulisse auf. Wenn das Gepäck über die angegebenen Maße  hinausgeht, wird es teuer.

Damit man diese Hinweise auch wirklich versteht, verschickt sie Ryanair in den Tagen vor dem Abflug mehrmals: „Important information regarding our seating policy…“. „Important notice regarding our Cabin Bags Policy…“. „Important information regarding our seating policy…“. „Important notice regarding our Cabin Bags Policy…“

Denkt Ryanair eigentlich, dass ihre Fluggäste begriffsstutzig sind? Halten die ihre Passagier für doof, dass sie nicht lesen und den Sinn von Worten nicht erfassen können?

Liebe Ryanair: Einmal genügt! Uns ist bewusst, dass wir mit einer Billigheimer-Werbebude unterwegs sein werden, in der in Zukunft möglicherweise sogar das Husten während des Fluges extra kosten wird. Wir wissen, dass Euer Chef oft seltsam grimassenverzerrt in die Kamera schaut und am liebsten Stehplätze in den Fliegern einrichten würde, damit noch mehr Leute hineinpassen. Ihr seid also schon per se nicht wirklich sympathisch. Eure E-Mail-Flut trägt nicht gerade dazu dabei, Euer miserables Image zu heben.

P.S.: Zwei Tage vor Abflug eine neue E-Mail von Ryanair: „Reservation: xyz. Time to check in. Remember, you must check in online. Avoid the €55 airport check-in fee.“

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MC Services: So geht Pressearbeit

Die Münchner PR-Agentur MC Services, spezialisiert auf die Biotechbranche, zeigt, wie professionelle Pressearbeit geht:

 MEDIGENE AG: MEDIGENE RECEIVES APPROVALS FOR ITS FIRST CLINICAL TRIAL WITH TCR THERAPY MDG1011

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Warten auf OTTO

Ich brauche einen neuen Fernseher. Mein altes Röhrengerät kann nicht digital, außerdem ist der Bildschirm so klein, dass ich bereits aus drei Metern nur mit Fernglas etwas erkenne.

Ich recherchiere, lese Testberichte, vergleiche Preise. Am Ende weiß ich, dass ich den Panasonic TX-32ESW504S LED-Fernseher (80 cm/32 Zoll, HD, Smart-TV) in Silber haben möchte. Den gibt es bei Otto.de für 282,34 Euro. Ein guter Preis.

Otto: 29.10.2018
Lieber Herr Schüller,
vielen Dank für Ihre Bestellung vom 29.10.2018 bei OTTO, deren Zugang wir Ihnen hiermit bestätigen. Den aktuellen Status Ihrer Bestellung finden Sie jederzeit unter Mein Konto.
Freundlich grüßt Sie
Ihr OTTO-Service-Team

Der Artikel werde Mitte Dezember lieferbar sein, also in eineinhalb Monaten. Solange kann ich warten. Auf meinen Laptop kann ich bis dahin ARD und ZDF online anschauen.

Es ist der 14. Dezember 2018. Lange nichts von Otto gehört. Ich frage per E-Mail nach:

Ich, 14.12.2018
Guten Tag,
nachdem 1,5 Monate seit meiner Bestellung des Fernsehers vergangen sind, wollte ich nachfragen, ob das Teil noch in diesem Jahr kommt oder erst 2025? Muss der noch gebaut werden?
Mit freundlichen Grüßen…

Otto: 14.12.2018
Hallo Herr Schüller,
ich habe mich gleich nach der Lieferung des Fernsehers erkundigt.
Ein Blick in Ihr Kundenkonto zeigt mir, dass die Lieferung voraussichtlich in der kommenden Woche erfolgt. Bitte beachten Sie, dass bereits bei Bestellung am 29.10.2018 eine Lieferzeit zu Mitte Dezember angegeben war.
Ich wünsche Ihnen eine schöne Vorweihnachtszeit.
S. R. aus dem OTTO-Service-Team

Das klingt gut. Allerdings erhalte ich zwei Tage später wieder eine Nachricht von Otto.

Otto: 16.12.2018
Lieber Herr Schüller,
leider müssen wir Ihnen heute mitteilen, dass wir den bei Ihrer Bestellung angekündigten Liefertermin nicht einhalten können. Den aktuellen Lieferstatus sehen Sie in der unten stehenden Übersicht.
Aber vielleicht finden Sie auf www.otto.de einen ähnlichen Artikel, der Ihnen genauso gut gefällt.
Freundlich grüßt Sie
Ihr OTTO-Service-Team
Artikel-Nr.: 3160886522   Bestelldatum: 29.10.2018, lieferbar in zwei Wochen

Hmh, da war Frau R. aus dem Otto-Team wohl nicht richtig informiert. Ich schreibe ihr:

Ich, 16.12.2018
Hallo Frau R.,
Glückwunsch – Ihre unten genannte Prophezeiung trifft nicht zu: Lieferung ist nach neuester Meldung nun Mitte Januar. Voraussichtlich.
Sie sollten Saft verkaufen. Das würde zur Arbeitsweise Ihres Ladens passen.
Mit freundlichen Grüßen…

Daraufhin ruft mich eine Otto-Mitarbeiterin an. Sie entschuldigt sich für die Unannehmlichkeiten. Frau R. habe das nicht so gemeint. Mein Fernseher werde im Januar geliefert, definitiv. Wahrscheinlich sogar schon Anfang Januar.

Otto: 13.1.2019
Lieber Herr Schüller,
Sie warten bereits seit einiger Zeit auf Ihre Bestellung. Trotz aller Bemühungen müssen wir Ihnen leider sagen, dass wir den mitgeteilten Liefertermin nicht einhalten können. Dafür bitten wir Sie um Entschuldigung. Den aktuellen Lieferstatus sehen Sie in der unten stehenden Übersicht.
Aber vielleicht finden Sie auf www.otto.de einen ähnlichen Artikel, der Ihnen genauso gut gefällt.
Freundlich grüßt Sie
Ihr OTTO-Service-Team

Da sehe ich mich genötigt, nochmal in die Tasten zu hauen.

Ich, 15.1.2019
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich beglückwünsche Sie zu der erneuten Verschiebung des Liefertermins. Ihr Vorgehen ist mittlerweile derart skurril, dass ich mir die Freiheit nehme, diesen in meiner beruflichen Tätigkeit als Wirtschaftsjournalist aufzugreifen.
Mit freundlichen Grüßen…

Tja, vielleicht hätte ich das nicht schreiben sollen. Denn nun teilt mir Otto mit:

Otto: 18.1.2019
Lieber Herr Schüller,
trotz aller Bemühungen können wir folgende Artikel leider nicht liefern. Es tut uns sehr leid, dass Sie vergeblich warten mussten.
Aber vielleicht finden Sie auf www.otto.de einen ähnlichen Artikel, der Ihnen genauso gut gefällt.
Selbstverständlich sind wir bei Fragen gerne für Sie da.
Freundlich grüßt Sie
Ihr OTTO-Service-Team

 

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Die Mär vom Schneechaos

Anfang 2019. In Südbayern, den bayerischen Alpen und Österreich herrscht Schneechaos. Radio- und Fernsehsender berichten von dramatischen Entwicklungen: Es liege bereits ein Meter Schnee, in den nächsten Tagen komme  nochmal bis zu einem Meter Schnee darauf. Ein Bayern-5-Reporter berichtet aus Salzburg von heftigen Schneefällen, Miesbach hat den Katastrophenzustand ausgerufen, Jachenau ist von der Außenwelt abgeschnitten, Bäume brechen unter der Schneelast, die Bahn gerät aus dem Takt. Sogar Liftgebiete am Sudelfeld und Spitzingsee mussten ihren Skibetrieb einstellen.

In Zeiten des Klimawandels scheinen manche vergessen zu haben, dass es im Winter schneien kann. In medial und sprachlich aufgeheizten Zeiten wird aus einem starken Schneefall gleich ein Ausnahmezustand oder eine Katastrophe. Dass ein Ort wie die Jachenau mit seinen 824 Einwohnern von der Außenwelt abgeschnitten ist, wird zu einem herausragenden Ereignis hochstilisiert und soll die volle Dramatik der Lage zeigen.

Dabei ist es in den Alpen völlig normal, dass im Winter mal ein Ort wegen viel Schnee temporär nicht erreichbar ist. Wobei heutzutage per Helikopter jeder Ort erreichbar ist – es muss also niemand hungern, weil er mit seinem SUV mal für ein paar Tage nicht den nächstgelegenen Aldi oder Hofer erreicht.

Im Übrigen fragt man sich, von welchen Schneemengen hier überhaupt gesprochen wird. Die Webcam von Salzburg zeigt eine leichte Schneebedeckung der Stadt, auf Miesbachs Dächern liegen vielleicht 30 Zentimeter, und auch in der Jachenau sind es nicht viel mehr.

Vielleicht ist es einfach nur das Chaos in den Köpfen von einigen Verantwortlichen und Medienschaffenden, die entweder in Hysterie oder in Aufmerksamkeitswahn geraten. Zwei Wochen vorher sah die Lage zudem noch völlig anders aus: Null Schnee auf dem Sudelfeld und am Spitzing – wobei, das stimmt nicht: es gab schmale weiße Bänder aus Kunstschnee, die Schneekanonen hatten die angelegten Speicherseen bereits zur Weihnachtszeit 2018 beinahe leer gesogen, damit den Skifahrern so etwas wie Schnee präsentiert werden konnte. Dass das Fahrvergnügen auf diesen eisharten Pisten gegen Null geht, ist ein anderes Thema. Auch, dass manche Leute bereit sind, dafür 40 Euro für ein Tagesticket auszugeben.

P.S.: Südtirol wäre froh um unser Schneechaos – dort liegt im Januar 2019 gar nichts.

P.P.S.: Dass die Bahn bei Schneefall durcheinander gerät, ist mittlerweile bekannt. Schnee scheint bei dem Unternehmen ein unvorhersehbares Phänomen zu sein, auf das offenbar kein Mitarbeiter vorbereitet ist.

Nachtrag am 10.1.2019: Nach mittlerweile dauerhaftem Schneefall muss ich zugeben – es liegt ordentlich Schnee in den Vor- und Nordalpen. Es scheint ein echter Winter zu sein.

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Das Rätsel der Biotomate

Biotomaten kosten in meinem Biosupermarkt mehr als acht Euro das Kilo. Im Lidl, Aldi oder Rewe bekomme ich „normale“ Tomaten für die Hälfte des Preises.

Wieso sind die sogenannten Biotomaten, die also völlig naturbelassen sind und keine teuren Pflanzenbehandlungsmittel abbekommen haben, doppelt so teuer wie Nicht-Bio-Tomaten. Müssten sie nicht sogar billiger sein, da man sie frei und unbeeinflusst wachsen ließ?

Eigenartige Preisgestaltung, die wohl auf findige Marketingleute zurückgeht, die herausgefunden haben, dass alles, was das Label „Bio“ trägt ein Mehrfaches kosten.

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